Trauer und Schmerz

Nach den Erkenntnissen, meine Bedürfnisse in meinen Fokus zu stellen, geht es mir gut und ich kann jeden Tag ein Stück wachsen. An mir, an meinem Umfeld. Ein so wunderbares Gefühl, mich in mir, mit mir, wohlzufühlen. Mich jeden Tag ein Stückchen genauer kennenzulernen, mich bewusster wahrzunehmen und so im Jetzt so viel präsenter zu leben.

Mein Jetzt bedeutet neben der Begeisterung des Wachsens auch, dass mein Hund Albert gerade mit sehr großen Schritten seinem Ende entgegen geht. So waren die letzten Tage teils sehr schmerzhaft. Ich hätte nicht gedacht, dass ich das einmal sage bzw. schreibe, aber es fühlt sich gut an. Diesen Schmerz zu spüren, ganz in diesen Schmerz immer wieder, auch durch Meditation, einzutauchen, hilft mir so sehr. Vergangenes wie der Verlust meines so sehr geliebten Bruders zu verarbeiten, sind Teil dieses Schmerzes.

So fühlte ich letzte Woche mehrfach eine so tiefe und intensive Traurigkeit. Ich spürte eine so starke Kraft in mir, die ich los werden wollte. Wie zu viel Energie. So beschloss ich aufs Rudergerät zu gehen und diesem Gefühl nachzugehen. Dort angekommen bemerkte ich, dass ich diese Energie nicht einfach physisch rauslassen wollte. Irgendwas war anders. Ich wollte schreien, Wut und Traurigkeit und Schmerz auf diese Weise los werden. Ich traute mich nicht, denn ich war daheim. Ich dachte, was würden die Leute wohl denken, wenn ich hier völlig aufgelöst so herum schreie. Aber dann tat ich es doch. Ich nahm mir eine Decke, hielt sie mir vors Gesicht und schrie. Ich schrie und weinte bitterlich. Und es tat gut. Ich stellte mich, so glaube ich, zum ersten Mal in meinem Leben, diesem immer wiederkehrenden tiefen Schmerz der Traurigkeit, über den Verlust meines Bruders und dass wir in der Familie nie darüber gesprochen haben. Wie sehr hat mich das zu tiefst bewegt, dass mir jedes Mal, wenn ich von meinem Bruder spreche, sofort mein Magen zusammen krampft, mir Tränen in die Augen steigen und die Stimme fast versagt vom tiefen gefühlten Schmerz der Traurigkeit, des Verlustes. Ich stellte mich dem Schmerz und fühlte ihn. Ich blieb. Und so kam es, wie ich einmal gelesen hatte, dass er tatsächlich nach einiger Zeit, vielleicht waren es etwa 2 Minuten, nachließ. Er ließ tatsächlich nach. So saß ich auf Knien, mit der Decke in meinen Händen da, schluchzend und das Gesicht nass von den vielen Tränen und war völlig erschöpft. Das war so kraftvoll, wie ich es wohl noch nie erlebt hatte. Es hat mir so sehr die Augen geöffnet, wie wichtig es ist, meine Gefühle wahrhaftig zu fühlen und so befreiend.

Später dann, bei einem Spaziergang mit den Hunden, habe ich in Gedanken mit meiner Mom gesprochen, die auch bereits vor einigen Jahren von uns gegangen ist. Es war, wie in einem unserer früheren Gespräche bei ihr daheim. Sie war immer mein Anker, wenn ich mich verloren fühlte und immer da, wenn ich sie brauchte. Wie meine beste Freundin. Es hat sich so gut angefühlt mit ihr zu reden. Das hatte ich seit ihrem von uns gehen nicht getan. Und so kam es, dass ich mich auch traute und meinen Bruder Frank rief, ob er denn da sei. Und sprach auch mit ihm. Es tat so unendlich gut. Es ist so beruhigend, dies erlebt zu haben und es ist so ein riesiger Schritt für mich, den ich hier gegangen bin. Den ich endlich gemacht habe, um mich zu heilen. So befreiend.

So ist es nun ein wenig leichter, Albert auf seinem Weg zu begleiten, ihn gehen lassen zu können. Und so habe ich es tatsächlich geschafft, den Tierarzt anzurufen und um einen Termin zur Erlösung meines geliebten Hundes Albert zu fragen. So kann er am Donnerstag Nachmittag seinen schon sehr schwachen und schmerzenden Körper verlassen und seine Seele weiterziehen. So steigen mir bei diesen Worten ein wenig die Tränen auf, aber es fühlt sich leichter an, als ich je gedacht habe, wie ich mich bei diesem Thema je hätte fühlen können. Für mich war es immer ein kleines Stückchen wie sterben, so schmerzhaft und traurig. Aber nun bin ich dankbar, dass ich ihn gehen lassen kann. Ich liebe euch. Mom, Frank, meine süße Lotta (meine Hündin, die auch vor einigen Jahren von uns ging) und mein lieber Albert.

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